Mittwoch, 17. April 2024

Stalins Tod (+ 5. März 1953):

 Letzte Augenblicke eines Gottlosen
im Gegensatz zu denen eines Glaubensmannes

Heute haben wir ein Thema, das man fast als „den Tagesteufel“ bezeichnen könnte anstatt den Tagesheiligen, denn es geht um die Agonie und Tod Stalins.

Der Text stammt aus dem Bekenntnis von Swetlana Alelujewna, Stalins Tochter, aus dem Buch „Zwanzig Briefe und ein Freund“, übernommen aus „Notizen und Informationen“ von „O Estado de São Paulo“ vom 4. März 1973.

„Seine Atmung wurde immer schwerer. In den letzten zwölf Stunden wurde deutlich, dass der Sauerstoffmangel zunahm.

Das Gesicht verdunkelte sich allmählich und veränderte sich; seine Gesichtszüge wurden unkenntlich, seine Lippen wurden schwarz. In den letzten ein oder zwei Stunden ist er einfach erstickt. Eine schreckliche Qual! Unter aller Augen wurde ein Mensch erdrosselt.

In einem bestimmten Moment – ich weiß nicht, ob es wirklich so war oder ob es mir offenbar im letzten Moment so vorkam – öffnete er plötzlich seine Augen und richtete sie auf alle, die um ihn herum waren. Es war ein schrecklicher Blick! Vielleicht verrückt, vielleicht wütend und voller Schrecken, angesichts des Todes und angesichts der unbekannten Gesichter der Ärzte, die sich über ihn neigten.

Und sein Blick glitt für den Bruchteil einer Minute über jeden hinweg. Auf einmal – es war eine unverständliche und schreckliche Sache, die ich heute noch nicht verstehe, die ich aber nicht vergessen kann – auf einmal hob er spontan seinen linken Arm, der nicht gelähmt war, in die Luft und damit zeigte er nach oben, oder vielleicht drohte er uns alle.

Die Geste blieb unverständlich, war jedoch voller Drohung und man weiß nicht, an wen sie gerichtet war. Im nächsten Augenblick, nachdem sie ihre letzte Anstrengung unternommen hatte, löste sich die Seele vom Körper.“


Die Erzählung ist sehr gut. Ich behaupte, dass bestimmte sehr gut gemachte Erzählungen mehr wert sind als ein Film oder mehr als eine Fotodokumentation, weil die Person im Film oder in der Fotodokumentation viele gleichzeitige Eindrücke hat, diese aber nicht immer auswählen kann, um diejenigen hervorzuheben, die wirklich am wichtigsten und gelegen sind.

In diesem speziellen Fall ist das Bild der Erzählung voller Ausdrücke, die man sich vorstellen kann. Stellen wir uns die Weiten des Kremls vor Augen, einer geheimnisvollen Festung mitten in Moskau, vollständig ummauert und umgeben; in ihr spielt sich ein weiteres Drama ab und dieses Mal ist es der Tod des Diktators. Und der Diktator ist der ausschweifende Mann – Stalin – der im Sterben liegt.

Es ist das unvermeidliche Spiel der Krankheit oder Vergiftung, das einen gewissen Höhepunkt erreicht und Erschütterndes, Zerreißendes hervorruft: die Seele trennt sich vom Körper. Er ist machtlos, aber er ist ein mächtiger Organismus, der gegen den Tod kämpft.

* Ein Tod weit entfernt von der Gnade Gottes, wo nichts eine Idee von Religion gibt; ein Verbrecher, der in das Zuchthaus der Schöpfung, in die Hölle, geschickt wird

Der Tod wirft ihn also nieder, aber mit einer Reaktion, einer Art wilder Wut, dieser Art biologischer und psychologischer Kraft – um ein beliebiges Adjektiv zu verwenden – sozusagen einer vorsintflutlicher Kraft, die er in sich hatte, wird alles auseinandergerissen, aber er reagiert, und er wird fast zum Ungestüm, zu einer größeren Widerstandskraft, als klar wird, dass die Todesstöße ihn zu Fall bringen.

Es ist mehr oder weniger wie ein riesiger Baum, dessen wahren Durchmesser wir erst berechnen können, wenn der Holzfäller die Basis des Baumes öffnet und von innen erkennt, wie kolossal der Baum war. So fällt dieser Mensch.

Die Hölle, von Fra Angelico

Doch man sieht, dass er weit entfernt von Gottes Gnade stirbt. Es gibt nichts, was die Idee der Religion veräußerlicht. Sein ganzes Leben war das Leben eines Atheisten und Verfechters des Atheismus. Von einem Mensch also, der, wenn er auch heimlich noch an Gott glaubte, Gott so beleidigte, dass man annehmen kann, er sei in die Sünde der Verzweiflung geraten, wenn nicht in die innere Sünde der Verleugnung der Existenz Gottes verfallen ist.

Und deshalb stirbt er mit Hass und in Verzweiflung. Die Natur keucht, sie reagiert, die Luft geht aus, er fühlt sich von allen Seiten angegriffen.

In einem bestimmten Moment wird ihm klar, in welcher Situation er sich befindet, und er, der in seinem Leben nichts anderes getan hat, als durch den Terror zu regieren, getrieben von der Macht des Hasses, öffnet seine Augen – und vielleicht ohne zu merken, was in ihm gerade vorgeht, vielleicht hält er sich für vergiftet, vielleicht für das Opfer einer Verschwörung – öffnet er die Augen, blickt mit einem schrecklichen Blick auf alle Anwesenden und fühlt sich verwirrt, das er besiegt wurde,  und versucht zu reagieren.

Er hebt drohend den Arm, den er noch bewegen kann; weil es das Einzige war, was er noch tun konnte. Kurz darauf ruft Gott seine Seele zum Gericht. Der Arm fällt und er ist nichts weiter als eine Leiche.

Der Mann, der sein ganzes Leben lang gehasst und der sein ganzes Leben lang mit Brutalität regiert hatte, dieser Mann beugt sich, dieser Mann bricht, dieser Mann bricht zusammen. Dann ist da noch die Ruhe der Leiche. Jemand, der diese Szenen mit den Augen des Glaubens zu interpretieren weiß, wird sagen, dass nur eines übrig bleibt: Es ist Gottes Sieg.

Der Mann hat alles getan, dann war es vorbei. Als Gott beschloss, ihn zu rufen, war es ihm nicht möglich, sein Leben auch nur eine Minute zu verlängern. Er lag völlig am Boden zerstört da. Als Leiche war er nichts mehr, hatte nichts mehr, konnte nichts mehr. Er war erledigt.

Die Sinnlosigkeit der Revolte, die Sinnlosigkeit des Atheismus, die Sinnlosigkeit des Hasses, all dies manifestierte sich in diesem extremen Moment, weil Gott völlig siegte und er wie jeder andere vor Gottes Gericht stand. Wie jede kleine Seele, arm und unbedeutend, ohne Persönlichkeit, elend – erschien er vor dem Thron Gottes, er, der in mancher Hinsicht ein Riese war.

Aber vor Gott ist alles so klein, so nichts! Und er, der Verbrecher, wurde in diesen Mülleimer und in dieses Zuchthaus der Schöpfung geschickt, dass die Hölle ist! Während irgendeine kleine Seele, klein und unbedeutend zum Schoß Gottes gebracht wird, um Gott für alle Ewigkeit anzubeten… Nun war Schluss mit der Geschichte. Es war das Ende des Hasses und die Nutzlosigkeit des Hasses.

Nun am Rande des gesamten Schöpfungsplans gestellt, für nichts mehr berücksichtigt, abgelehnt, verachtet, ging er vom Zimmer des Kreml direkt in die Hölle, wo die höllische Sarabande beginnt.

* Den Hass Gottes zu spüren ist unvergleichlich schrecklicher als zu sterben. Damit endet die Macht derer, die Gott herausfordern

Weil die in die Hölle geschickte Seele, sobald sie vor Gott erscheint, diese schreckliche Qual erleidet – denn die Stunde der Zerreißung muss etwas schreckliches  sein, wenn die Seele vom Körper getrennt wird. Es muss etwas schreckliches sein! Wenn das Abschneiden eines Fingers schon so schrecklich ist, können wir uns vorstellen, wie es ist, wenn die Seele vom Körper getrennt wird!

Eine Person voller Hass auf Gott erscheint vor Gott; sie spürt den Hass Gottes. Und den Hass Gottes zu spüren ist unvergleichlich schrecklicher als zu sterben. Verurteilt, fällt sie in die Hölle. Sie stürzt in die Hölle und spürt sofort das Feuer, das sie verbrennen wird und das nie erlöschen wird, das ewige Gelächter, die ewige Misshandlung, die ewigen Beleidigungen, die ewige Schande jedes Einzelnen, der sich dort befindet!

So wird die böse Seele dort empfangen. Während Seelen, die in den Himmel kommen, mit einem Konzert der Harmonie empfangen werden, gehen böse Seelen in die Hölle und werden in dieser finsteren Aggression von allen, mit verzweifeltem Gelächter, Spott, Schrecken und Zerrissenheit empfangen.

Wir wissen, dass die heilige Teresa von Jesus ihren Platz in der Hölle sah; und sie beschreibt die Orte in der Hölle als sehr heiße glühende Öfen, die in Reihe angeordnet sind, wie Waben, und für jeden gibt es eine Wabe, in die die Person nicht hinein passt, sie wird zusammengefaltet, in einer schrecklichen Position, hineingelegt und dort bleibt sie für alle Ewigkeit in Dunkelheit und brennend in völliger Verzweiflung.

Also stürzt er vom Kreml, von der Spitze der Macht, bis hin zur Zerstörung aller Macht und zur völligen Vernichtung. Eine letzte Blasphemie, ein höchster Akt des Hasses, sofort gefolgt von Bestrafung. Er ist niedergeschmettert, zerstört und es ist alles vorbei. Damit endet die Macht derer, die Gott herausfordern.

* Wie schrecklich auch der Tod eines Katholiken sein mag, hat er die Vorstellung, dass er der Verherrlichung, der Apotheose entgegengeht

Ist das ein Kommentar wert? Ich denke, es lohnt sich. Den Unterschied vom Tod eines Katholiken zu sehen, wie schrecklich dieser Tod auch sei. Wenn er bei Bewusstsein und klarem Verstand stirbt – es handelt sich nicht um einen plötzlichen Tod –, wird er sich, solange er Glauben hat, daran erinnern, dass er sich allmählich von einem sterblichen Körper löst, der ein Gerippe ist, das ihn zusammenhält und der ihn daran hindert, Gott zu schauen, und dass in noch einer Minute, noch einer halben Minute, noch zehn Sekunden, er einen gewaltigen Schock erleben wird, aber er wird vor der Glückseligkeit stehen und er wird in ein endloses, vollkommenes Glück eingehen; er wird Gott in seiner unaussprechlichen Vollkommenheit sehen; Gleichzeitig wird er alle Seelen im Himmel sehen, angefangen bei Unserer Lieben Frau, alle Engel, er wird das himmlische Paradies sehen, das unvergleichlich höher, schöner und edler ist als das irdische Paradies; und er wird dort Freuden haben, die kein Ende und keine mögliche Beschreibung haben.

So dass, während er geht, merkt er, dass der Tod ihn erledigt, aber er hat nicht die Idee, dass er einer Demütigung zugeht. Er hat die Vorstellung, dass er einer Verherrlichung zugeht. Dort wird er seine Ruhmeskrone erhalten.


Unter diesen Umständen ist der Tod dieses Menschen der Weg zu dem, was man Apotheose nennen könnte. Im letzten Schrecken ist es der Moment, in dem alle Schrecken enden und bald darauf eine glückliche Ewigkeit beginnt. Der Mensch spürt, wie in einem Spritzer, der ihn überkommt, die Liebe Gottes, die ihn völlig umhüllt, die ihn zu sich zieht, die in ihm alles wiederherstellt, was das Leben an Wunden, Schmerzen usw. gelegt hat und was versetzt ihn in unaussprechliches Glück.

Einen Eindruck davon können wir auch aus den Visionen der Mystiker gewinnen. Alle Mystiker beschreiben Ekstasezustände als Zustände endlosen, unergründlichen Glücks. Auch wenn es nur Minuten, Augenblicke sind. Unaussprechliches Glück. Der Mystiker auf dieser Erde hat nur flüchtig und, wie ich glaube, meistens sehr unvollständig, was der Himmel ist, wie die Seele, die Gott von Angesicht zu Angesicht sieht. Für den Mystikers wird der Tod in dieser Form dargestellt.

* Angesichts der „unheilbaren Schandtaten der Jahre“ sagt der Mann des Glaubens: „Ich gehe meiner Auferstehung entgegen“

Erst neulich habe ich ein Kommentar von einer Dame gehört, die alt, abgemagert und mit einem hageren Gesicht, ohne Grund Samba tanzte. Dann habe ich erfahren, dass sie einen Teil des Gesichtes verbarg, weil sie es deprimierend fand solch ein Makel zu haben.

Und es erinnerte mich an den französischen Ausdruck „des années l'irreparable outrage“ – die nicht wiedergutzumachende Verhöhnung der Jahre. Es ist wirklich eine Verhöhnung, die niemandem auffällt: Das Alter empört den Menschen Schritt für Schritt, und das ist sogar im Rolandslied der Fall: In Karls strahlendem Alter voller Leben gibt es eine Episode, in der Karl der Große vorschlägt, Roland im Kampfe zu helfen, und ein Verräter sagt: „Siehst du nicht, o Kaiser, dass du wieder in die Kindheit gefallen bist und nicht mehr richtig denken kannst? Siehst du nicht, dass es nicht mehr an der Zeit ist, sich um deinen Neffen zu kümmern?“ Es ist eine Verhöhnung, so etwas zu hören. Aber der Mann, der Glauben hat, die Frau, die Glauben hat, würde das alles sehen, würde die Abzehrung seines Körpers sehen, aber sie würden sagen: „Ich gehe meiner Auferstehung entgegen. Diejenigen, die zurückbleiben, gehen dem Alter entgegen. Ich gehe der Auferstehung entgegen.“

Es bildet sich die Reihe. Wo geht man hin? Man wird zu einer Leiche, eine Leiche ist Staub, Staub ist Auferstehung. Wir schauen auf unseren eigenen Körper und sagen. „Mein Fleisch wird auferstehen! Und es wird zur ewigen Glückseligkeit auferstehen!“


Links der hl. Aloysius von Gonzaga (9.3.1568 - 21.6.1591),
rechts Georges Clemenceau (Französischer Staatsmann, 1841-1929)

* Clemenceau und der hl. Aloysius von Gonzaga

Ein Stalin! Wir können uns vorstellen, wie der Kamin im Kreml brennt, wie er noch gesund am Kamin sitzt, über sein Reich nachdenkt und über das Feuer nachdenkt. Wie wird das andere Feuer sein? Dann blickte er auf seine Hand und dachte: Auch dieses Fleisch wird wieder auferstehen, um ewig verbrannt zu werden! Wie schrecklich!

Vor einiger Zeit habe ich Clemenceaus Leben gelesen. Clemenceau war Atheist und stellte sich als Präsident des französischen Ministerrats während des Ersten Weltkriegs unter verschiedenen Umständen mit großem Mut an die Front der Schlacht. Als er ein hohes Alter erreichte, saß er stundenlang still und konnte nicht aufhören, an den Tod zu denken. Er wusste genau, warum das so war.

Ein Katholik: Der hl. Aloyisus von Gonzaga wurde einmal gefragt – der im Noviziat der Gesellschaft Jesu eine Art Bowlingspiel spielte – was er tun würde – die Frage wurde auch allen Novizen gestellt – wenn er wüsste das innerhalb von fünfzehn Minuten Minuten das Ende der Welt kommen würde.

Einer sagte: „Ich würde aufhören zu spielen, um zu beten“; ein anderer sagte etwas anderes. Der hl. Aloysius sagte ruhig: „Ich würde weiterspielen.“ Das ist die Gelassenheit der gerechten Seele! Wie unterschiedlich ist das vom Ende Stalins.

Stellen wir uns vor, wie wunderbar! Das Ende der Welt beginnt, der hl. Aloysius sieht und merkt, wie alles anfängt zu wanken und zu beben. „So, jetzt können wir nicht mehr spielen. Lasst uns hinknien und auf den Menschensohn warten, der nun in all seiner Pracht und Majestät kommen wird!“

Das sind zwei verschiedene Wege zu sterben. Es ist gut, immer an sie zu denken.

 

 

Aus dem Portugiesischen „Agonia e morte de Stalin“, Vortrag (SD) von Plinio Corrêa de Oliveira am 13. Januar 1975, ohne Revision des Autors.

Diese deutsche Fassung „Agonie und Tod Stalins“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Sonntag, 14. April 2024

„Prodotta e Imbottigliata in Rússia“ *)


 „Folha de S. Paulo“, 01.07.1973

Ich nannte im letzten Artikel ein Problem:

Wie konnte die psychopolitische Barriere des Entsetzens über den Kommunismus im Westen so dünn werden, dass die sowjetisch-amerikanische Annäherung heute von der freien Welt toleriert wird, was vor fünf oder zehn Jahren sich sogar die Steine auf der Straße vor Empörung erhoben hätten?

Mit anderen Worten, genau in dem Moment, in dem Russland, geschwächt durch die unheilbare Deformation seiner kollektivistischen Wirtschaft, sich vor dem westlichen Kapitalismus niederwirft und ihn um Gold, Weizen, Know-how und Techniker bettelt, rettet der Kapitalismus das kommunistische Regime vor dem Untergang und geht eine idyllische Allianz mit dem Kreml ein um ihm alles zu gewähren, was er von ihm verlangt. Und diese Verirrung wird von der riesigen Menschenmenge leichtfertig hingenommen.

Auf den ersten Blick würde man sagen, dass das gegenwärtige Desinteresse der westlichen Meinung an ideologischen Fragen zu einer Gleichgültigkeit gegenüber der Kontroverse zwischen Kapitalismus und Kommunismus führt und diese Atonie hervorbringt. In Wirklichkeit ist eine solche Erklärung unzureichend.

Was bedeutet „ideologisches Desinteresse“? Es ist die Gleichgültigkeit zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Gut und Böse. Es ist die zynische Vergöttlichung reiner materieller Werte. Nun daraus entsteht eine weitere Frage: Wie kam es zu einer solchen Gleichgültigkeit in der öffentlichen Meinung, die vor nicht allzu vielen Jahren durch den gigantischen doktrinären Konflikt zwischen Religion und Atheismus, Privateigentum und Kollektivismus, Privatinitiative und Dirigismus sich hat mitreißen lassen?

Diese Frage ist umso notwendiger, als sie eine weitere, noch akutere Frage mit sich bringt: Angesichts der Tatsache, dass von der zynischen ideologischen Gleichgültigkeit des Westens nur der Kommunismus profitiert, inwieweit ist er der Urheber dieser Gleichgültigkeit?

* * *

Dieses ganze Thema ist äußerst nebelig. Untersuchen wir noch weitere.

Aus der Sicht a-ideologischer Menschen, welches auch ihr wirtschaftliches Niveau sei, ist die Rettung des Kommunismus durch den Westen absurd.

Tatsächlich ist das Überleben des Kommunismus in Russland sehr schädlich für die Reichen und Wohlhabenden, deren Situation ständig durch die rote Propaganda erschüttert wird. Und das Gleiche gilt auch für die Armen, denn sobald der Kommunismus im Westen siegt, werden sie aus eigener Erfahrung die Reize des „marxistischen Paradieses“ kennenlernen: Mangel an allem, Warteschlangen, Polizeirepression usw., genau wie es in Kuba oder Chile geschieht.

Wie lässt sich dann erklären, dass a-ideologische Menschen auf allen Ebenen mit Sympathie die Wiederherstellung der Kräfte des roten Drachen betrachten, der alle zu verschlingen droht?

* * *

Dem westlichen Menschen mangelt es nicht an Intelligenz, Kultur und Gelehrsamkeit. Wie kann man erklären, dass er mit solchen Mangel an Vision handelt?

Im Bereich des Privatlebens beobachten wir häufig ähnliche Fehlentwicklungen im Verhalten von Menschen mit unbestreitbaren intellektuellen Ressourcen.

So wird bestimmten Patienten eine bestimmte Kur empfohlen, wenn sie nicht sterben wollen. Einige beugen sich den Tatsachen und sehen die Katastrophen voraus, zu denen ihre Situation sie führen könnte. Und nehmen die Opfer auf sich, die nötig sind, um sie zu vermeiden. Andere hingegen sind unpassend und unvorsichtig. Sie akzeptieren das Urteil der Wissenschaft als sicher, hoffen aber, dass „durch ein Glücksfall“ ihnen nicht das widerfährt, was der Arzt vorhergesagt hat. Sie spüren die Symptome der sich ausbreitenden Krankheit, wollen sie aber nicht richtig deuten. Und so versinken sie im Tod.

Die ersten sind gemäßigt. Sie wissen, wie sie ihre Wünsche und Impulse kontrollieren können. Die anderen sind auf ihre Art süchtig. Das Verhalten des Süchtigen angesichts der drohenden Katastrophe ist immer von Unlogik und Unvorsichtigkeit geprägt.

In den letzten Jahrzehnten ist die Angewohnheit, in Vergnügungen der Konsumgesellschaft zu leben, zunehmend zur Sucht geworden. Aber um diese Freuden in vollen Zügen genießen zu können, ist Nachlässigkeit unerlässlich.

Die kommunistische Vogelscheuche bringt genau diese Sorge mit sich. Angesichts dieser Vogelscheuche nimmt der Spießbürger die charakteristische Haltung aller Süchtigen ein. Nicht nachdenken, in der Erwartung auf einen „Glücksfall“, der Sie von der drohenden Gefahr befreit. Und verschließt die Augen vor den Symptomen des Übels, das voranschreitet.

Folglich, solange die kommunistische Propaganda ohne großen Lärm betrieben wird, stößt sie nicht auf größere Hindernisse.

Die Führer des internationalen Kommunismus haben dies vollkommen verstanden. Heutzutage lächeln sie. Sie zeigen sich arm und daher bis zu einem gewissen Grad sind sie harmlos. Sie reden nur über Abrüstung, über Friedensverträge. In der Vergangenheit exportierten sie in die ganze Welt struppige Demagogen und Randalierer mit Bomben in der Hand. Jetzt schicken sie Balletttänzer, Zirkusse, technische Ausstellungen...

Und gewinnen an Boden, während die Sucht den genüsslichen Westen „entideologisiert“.

* * *


José Carlos Castilho de Andrade, ein ausgezeichneter Freund aller Zeiten und brillanter Direktor der TFP, zeigte mir in einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Epoca“ aus Mailand ein Beispiel, wie die kommunistische Propaganda die Verbraucher des westlichen Establishment verarbeitet. Es handelt sich um eine ganzseitige Werbung für „Moskovskaya“-Wodka, „prodotta e imbottigliata in Russia“.

Ein großes Foto zeigt den von einer Truppe bewachten Winterpalast der Zaren. In der Bildunterschrift heißt es: „Bewaffnete Soldaten und Matrosen der Revolution im Einsatz in einem Panzerwagen vor dem kürzlich eroberten Winterpalast.“

Dann kommt der Kommentar: „Kein Brot, keine Milch, kein Fleisch. Doch nie ohne Gewehre und ohne Wodka. Wodka ist eng mit ihren hellsten und dunkelsten Tagen verbunden und insbesondere mit ihren härtesten Überlebenskämpfen und stellt für das russische Volk mehr als ein einfaches Getränk dar.“ Es ist eine diskrete Art daran zu erinnern, dass die Wodka-Betrunkenheit zum Ausbruch der Revolution beitrug, die den riesigen russischen Boden mit Blut durchtränkte. Und die Hauptnote dieses Getränks ist heute, laut seinen Herstellern, seine revolutionäre und blutrünstige Bedeutung.

In der Anzeige heißt es weiter: „Wodka wurde zum Symbol der Liebe des russischen Volkes für das Land, das es pflügt, und das Korn, das es sät. Aber auch für das Gewehr, das er trägt, und die Kugeln, die er abfeuert, wenn es notwendig ist. Damals, in Petersburg, war es notwendig.“

Die Reaktion des kohärenten und weitsichtigen nichtkommunistischen Verbrauchers besteht darin, den Kauf eines Getränks zu verweigern, dem die Werbung einen so unheilvollen symbolischen Wert beimisst. Aber die Haltung von Nichtkommunisten, die süchtig danach sind, zu konsumieren, was sie wollen, ist ganz anders. Wenn „Moskowskaja“ in Reichweite ihres Geldbeutels steht und ihren Gaumen verführt, kaufen sie ihn und trinken ihn genussvoll.

Wenn er wegen seiner Inkonsequenz kritisiert wird, wird er spaßig sagen, dass er keine ideologischen Vorurteile hat. Wenn sie ihm zeigen, dass der Kauf des Getränks subversive Propaganda fördert, wird er sagen, dass dies nur auf lange Sicht geschehen wird und dass insgesamt vielleicht ein unvorhergesehenes Ereignis den Schaden verhindern wird. Oder er sagt nichts und trinkt noch ein Glas. Wenn jemand darauf besteht, wird er diesen als intolerant, inquisitorisch, mittelalterlich usw. brandmarken. Und er wird noch ein Glas trinken. Er wird über die guten Seiten des Kommunismus und die Notwendigkeit sprechen, den Armen zu helfen.

Wenn ihm jemand zeigt, dass der Kommunismus die Armen in das schwarze Elende führt, wird er dem Einwender befehlen, Kartoffeln zu pflanzen. Und er wird noch ein Glas trinken.

Und am Ende wird er sich noch als einen modernen, verständnisvollen und klaren Menschen halten.

* * *

Es sei darauf hingewiesen, dass die Werbung nicht besagt, dass es notwendig ist, den Kommunismus im heutigen Italien einzuführen. Sie erinnert nur an ein Ereignis, das sich vor einem halben Jahrhundert in Russland ereignete…

Der Fall des Wodkas ist nur ein Beispiel für diese Art verschleierter kommunistischer Propaganda, die sich um die kleinen Dinge des Alltags dreht und genau so dosiert ist, dass sie genau die Menge an Aggressivität hat, um den nach tausend unschuldigen Genüssen der Konsumgesellschaft süchtigen Bürger nicht aus seiner Apathie aufzuwecken. Und so lässt die Sucht nach Genüssen, wenn geschickt ausgenutzt, die Barriere des Schreckens gegenüber dem Kommunismus dünner werden, während der Westen gesättigt vor sich hin vegetiert.

* * *

Wie lässt sich die Situation lösen? Den „Süchtigen“ die Augen für die Katastrophe öffnen, zu der seine Sucht ihn hinreißt.

Dies habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten in diesem Artikel versucht.

* * *

*) Hergestellt und abgefüllt in Russland

Aus dem Portugiesischen von „Prodotta e Imbottigliata in Rússia“ in „Folha de S. Paulo“, 01.07.1973.

„Hergestellt und abgefüllt in Russland“ erstmal auf Deutsch in www.p-c-o.blogspot.com

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Freitag, 12. April 2024

Während Breschnew und Nixon sich umarmen

Breschnew und Nixon scherzen während des
Gipfeltreffens 1973 

„Folha de S. Paulo“, 24.6.1973

Gehen wir zurück zu einem Zeitpunkt, als die Grundzüge des internationalen Panoramas noch klar waren. Betrachten wir zum Beispiel die „psychopolitische“ Situation in der Welt vor zwanzig Jahren.

Der Ausdruck „psychopolitisch“ mag pedantisch erscheinen. Ich kann jedoch keinen anderen finden, der das, was ich sagen möchte, mit gleicher Präzision ausdrückt. Das heißt, eine Situation, die nicht aus obskuren und willkürlichen Kombinationen zwischen politischen Fachleuten resultiert, sondern aus einem sehr festen und definierten psychologischen Zustand der öffentlichen Meinung. Die „psychopolitische“ Situation ist naturgemäß konsistenter und dauerhafter als die Situationen, die durch Manipulationen von Berufspolitikern geschaffen werden. Letzteres kann je nach sich ständig ändernden persönlichen Interessen getan und rückgängig gemacht werden. Während die psychopolitische Situation nur geändert werden kann – wenn es möglich ist! – für lange Propagandaarbeit, die manchmal Dutzende von Jahren und Tonnen von Gold erfordert. Aus diesem Grund habe ich in politischen Angelegenheiten den psychopolitischen Panoramen immer unvergleichlich mehr Bedeutung beigemessen als dem, was ich als politisch-politisch bezeichnen würde. Aus dieser Perspektive möchte ich daher versuchen, die Situation der Welt vor zwanzig Jahren kurz zu beschreiben.

                                                        * * *

Unser Globus war klar in zwei Zonen unterteilt.

Auf der einen Seite stand der Block der vom internationalen Kommunismus unterworfenen Nationen. Mit anderen Worten, von einer philosophischen Sekte mit Auswirkungen auf die Bereiche Geschichte, Wirtschaft, Soziologie und Politik. Diese Sekte übernahm 1917, am Ende des Ersten Weltkriegs, Russland. Und infolge des Zweiten Weltkriegs hatte es seine Dominanz über Mitteleuropa, China, einen Teil Koreas und Indochina ausgeweitet. Und er bereitete sich darauf vor, kurz darauf die Insel Kuba mitten auf dem amerikanischen Kontinent zu erobern.

Der andere Block bestand aus Nationen, die die Predigten der kommunistischen Sekte ablehnten. Jeder tat diese Ablehnung, getrieben von dem instinktiven Entsetzen, das die kommunistische Doktrin und das kommunistische Regime in den Überresten dessen hervorrufen, was bei Menschen der unterschiedlichsten Religionen, historischen Traditionen und Rassen noch übrig geblieben war, die vernünftig und aufrichtig waren. Genauer gesagt waren die Nationen, aus denen sich die christliche Welt zusammensetzt, von den kommunistischen Auswirkungen schockiert, da keine Lehre mehr das genaue Gegenteil des Kommunismus darstellte als die von unserem Herrn Jesus Christus gepredigte Frohe Botschaft. Unter den christlichen Nationen steht die absolute Integrität der Treue zur Frohen Botschaft ausschließlich den Katholiken zu. Daher ist die katholische Welt innerhalb der christlichen Welt die Speerspitze im Kampf gegen den Kommunismus.

Der Antagonismus zwischen den beiden großen Blöcken resultierte offensichtlich nicht ausschließlich in einem ideologischen Konflikt mit religiösem Hintergrund. Es wurde auch durch wirtschaftliche, politische und kulturelle Rivalitäten zwischen den beiden großen Supermächten angeheizt.

Andererseits waren die Gründe, die die Nationen jedes Blocks mit ihren jeweiligen Supermächten verbanden, nicht nur ideologischer Natur. Sie bestanden auch aus politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bindungen im Westen. Und einiges davon im Roten Block, mit der entscheidenden Verstärkung der kommunistischen Polizei- und Militärmacht, bereit, die Autonomiewünsche jeder unzufriedenen Provinz, Nation oder jedes unzufriedenen Staates zu zerschlagen.

Auf psychopolitischer Ebene war der wesentliche Faktor des Gegensatzes zwischen der kommunistischen Welt und der freien Welt jedoch ideologischer Natur. Der Kommunismus hatte viel Geld für doktrinären Proselytismus ausgegeben und Unruhen und Randale aller Art hervorgerufen, doch es war ihm nie gelungen, eine Wahl in der freien Welt zu gewinnen. Überall bestand die überwiegende Mehrheit der Wählermassen aus Arbeitern. Und was diese Arbeiter dazu brachte, Nein zum Kommunismus zu sagen, waren keine komplizierten wirtschaftlichen oder sozialen Gründe, die sie kaum kannten und deren Aussage sie gleichgültig ließ. Es war die zugleich kraftvolle und implizite Wahrnehmung, dass eine Welt, die auf der Verleugnung der Ideale von Religion, Familie, Eigentum und Land beruht, den Höhepunkt von Unordnung und Unglück darstellen würde.

Diese Wahrnehmung errichtete eine Barriere gegen den Kommunismus. Eine Barriere des Grauens. Mehr als alle Dollars und alle militärischen Verteidigungsanlagen des Westens war diese Barriere ein Hindernis für die Ausbreitung des Kommunismus. Selbst wenn kommunistische Armeen ein antikommunistisches Land beherrschen würden, wären sie dem Risiko ausgesetzt, dass sich ganze Völker gegen sie erheben, wie es Spanien während der Invasion der Revolutionsarmeen Josef Bonapartes und wie es bereits in unserem Jahrhundert die mexikanische „Cristero“-Bewegung tat gegen den Tyrannen Calles und später das spanische Volk gegen die kommunistische Herrschaft, die der „Alzamiento“ liquidierte.

                                                          * * *

Diese Abscheu gegen den Kommunismus wurde in den Köpfen der großen Massen des Westens durch die Abscheu gegen die Kommunisten verstärkt. „Sag mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist“, sagt ein altes Sprichwort. „Sag mir, was du denkst, und ich sage dir, wer du bist“, könnte man mit noch größerem Grund sagen. Als die Menschen im Westen diese letzte Wahrheit verstanden, war ihnen klar, dass nur Fanatismus, der in den Dienst der Leugnung aller Wahrheiten und aller Ordnungsprinzipien gestellt wird, jemanden dazu bringen kann, sein Leben der Umsetzung des Kommunismus zu widmen. Der materialistische, mürrische, brutale und blutrünstige Kommunist wurde als die Personifizierung des Bösen angesehen… Man muss hinzufügen, dass Marx‘ zerzauste Figur, Lenins katzenartiger Blick, Stalins unlauteres und grausames bärenhaftes Aussehen die Bildung dieses moralischen Profils des Kommunisten sehr begünstigten, aus den kommunistischen Prinzipien selbst durch den allgemeinen gesunden Menschenverstand abgeleitet. Ein zusätzlicher und mächtiger Faktor bei der Schaffung der Barriere des Grauens gegen die Sekte, die Russland in eine endlose Reihe blutiger religiöser und politischer Verfolgungen gestürzt hatte, die sich nach und nach über alle Länder ausbreiteten, in denen die rote Fahne siegreich gehisst wurde .

Um diese Barriere des Schreckens in der öffentlichen Meinung freier Völker zu durchbrechen, war die vom Kreml eingesetzte geschickte Propaganda unzureichend, um ihnen einzuprägen, dass in Russland technischer Fortschritt und wirtschaftlicher Wohlstand im Begriff seien, sich durchzusetzen. Wenn das stimmte – dachten die freien Völker – warum verboten die Sowjets dann den Westlern den freien Besuch des kommunistischen Paradieses? Warum hinderten die Russen sie daran, frei in den Westen zu reisen? Beispielsweise gibt es in der freien Welt nichts einfacheres, als von einem Land in ein anderes zu reisen und sogar den Wohnsitz zu wechseln. Warum befürchten unsere Staaten nichts von dieser vollen Freiheit? Weil sie vor ihren Besuchern nichts zu verbergen haben, und haben keinen Grund zu befürchten, dass ihre jeweiligen Untertanen massenhaft in die Gebiete der Nachbarländer auswandern. Wir sind jedoch ziemlich sicher, dass wir den Höhepunkt von Wohlstand und Ordnung noch nicht erreicht haben! In was für einer miserablen Situation müssen sich die Untertanen kommunistischer Staaten befinden, um mit der Spitze der Bajonetts innerhalb ihrer Grenzen festgehalten wurden!

Vor allem aber – es ist nie zu wenig auf diesem Punkt zu beharren – bezog die Schreckensbarriere gegen den Kommunismus ihre größte Stärke aus der Überzeugung aller nichtkommunistischen Völker, dass er offensichtlich falsch, völlig unnatürlich, monströs, absolut ruinös ist, eine Ideologie, die aus Irreligion, sexueller Promiskuität, Gütergemeinschaft und der Verneinung jeglicher nationaler Souveränität besteht.

                                                        * * *

Was Russland damals noch zu verbergen vermochte, musste das Gewicht der kollektiven Verarmung in diesen Tagen offenbaren. Russland stöhnt vor Elend und ist gezwungen, sich an ihre Gegner zu wenden und um Brot, Kapital und Techniker zu bitten, mit der Gefahr, unter der Empörung der Bevölkerung zusammenzubrechen.

Zu einer Zeit, in der das Scheitern Russlands, das sich durch das Scheitern Kubas und Chiles wiederholt, das internationale Ansehen kommunistischer Regime auf Null reduzieren sollte, nähern sie sich – paradoxerweise und mehr denn je – der Weltherrschaft!

Dies ist leicht zu erkennen, wenn Nixon Breschnew von gleich zu gleich als Gast aufnimmt, wenn nicht sogar als schüchternen Gastgeber eines Verbündeten, der kurz davor steht, Oberbefehlshaber zu werden.

Wie kam es zu diesem erstaunlichen Zusammenbruch? Durch die Ausdünnung der psychopolitischen Barriere des Grauens.

Vor zwanzig Jahren waren die Kirche und Nordamerika in ihren jeweiligen Plänen die beiden größten antikommunistischen Mächte. Heute ist jeder in einen mysteriösen Prozess der Selbstzerstörung verwickelt. Und weil beide sich selbst zerstören, erscheint die kommunistische Welt, obwohl uneinig, hungrig und in Trümmern, als Siegerin. Wie begannen diese beiden Selbstzerstörungsprozesse? Welchen Anteil hat der große Nutznießer an ihnen, der internationale Kommunismus?

Dank dieser beiden Selbstzerstörungen wird die Barriere des Grauens in der freien Welt liquidiert. Nicht aber nur wegen ihnen. Die Invasion einer egoistischen, optimistischen und kurzsichtigen Verdummung untergräbt den Widerstandswillen unserer Völker. Noch einmal: Wer ist für diese tragische Tatsache verantwortlich? Und welche Rolle spielt der große Nutznießer, der nie dumm, nie kurzsichtig, immer egoistisch ist, nämlich der internationale Kommunismus?

Das sind Fragen hauptsächlich psychopolitischer Natur, deren Antwort in ihren tiefsten Tiefen den Niedergang nichtkommunistischer Nationen und den Aufstieg des kommunistischen Ansehens verdeutlichen kann.

Zumindest einige dieser Fragen möchte ich im nächsten Artikel beantworten. Sie haben unter anderem den Verdienst der aktuellen Ereignisse, in dem Moment, in dem sich Breschnew und Nixon umarmen...

 

 

Aus dem Portugiesischen „Enquanto Brejnev e Nixon se abraçam“ in Folha de São Paulo vom 24. Juni 1973.

Diese deutsche Fassung „Während Breschnew und Nixon sich umarmen“ erschien erstmals
in
www.p-c-o.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Bild: (AP) in Indpendent 22. August 2013

Mittwoch, 10. April 2024

Der Dumme ist das Reitpferd des Teufels - II

 


Unsere Zeit hat die Geburt beunruhigender Verirrungen erlebt. Eine davon fand ich auf den Lippen eines Bekannten, der vor nicht allzu langer Zeit eine absurde These vertrat. Er erklärte, dass man niemals gegen etwas oder jemanden schreiben sollte, sondern nur für, denn in unserer Zeit des Pazifismus und des Dialogs sei es absolut überholt, gegen etwas zu sein.

Ein solch widersprüchlicher Gedanke könnte kaum dümmer ausgedrückt werden. „Dagegen“ zu sein ist an sich nicht schlecht, genauso wie „Dafür“ an sich nicht gut ist. Das „Dagegen“ ist gut, wenn es auf das abzielt, was eigentlich Zensur verdient. Und umgekehrt ist „pro“ nicht gut, wenn es die Unterstützung des Bösen bedeutet.

Darüber hinaus führt jede Wertschätzung „für“ etwas zu einer Zensur des Gegenpols dieses Etwas. Und umgekehrt.

Das alles mag etwas abstrakt erscheinen. Schauen wir uns also Beispiele an.

Beginnen wir mit diesem: Anfang November veröffentlichte eine Zeitung in Rio de Janeiro die Nachricht, dass kommunistische Pathet-Lao-Guerillas im Dorf Keng Nok zwei amerikanische Missionarinnen an einen Pfosten gefesselt und bei lebendigem Leib verbrannt hätten. Ein Arzt untersuchte die Leichen und stellte fest, dass sie fast vollständig verbrannt seien.

Der Kommentar, den dieses Verbrechen nahelegt, geht offensichtlich in die Richtung „dagegen“. Aber es enthält implizit ein „Pro“. Daher bedeutet die Äußerung dieser Gräueltat, insbesondere wenn sie gegen zwei Nonnen begangen wird, die Bekräftigung zweier äußerst positiver Prinzipien, nämlich des Existenzrechts jedes menschlichen Geschöpfs und der besonderen Unangreifbarkeit der Nonnen, die sich der Ausübung ihrer erhabenen Mission widmen.

Wenn die gesamte Presse mit der nötigen Energie über ein solches Verbrechen berichten würde, würde das zu etwas überaus Positivem beitragen, nämlich die Wiederholung anderer Gräueltaten dieser Art zu erschweren. Das Gewicht der öffentlichen Meinung ist heute groß.

Ein anderes Beispiel: In der französischen Zeitschrift „Magistère“ vom 15.9.72 las ich eine transkribierte Nachricht der Pariser Tageszeitung „L’Aurore“ vom 29.-30. Juli desselben Jahres. Ein Franzose, Ronald Fame, besuchte eine chinesisch-vietnamesische Gemeinde, vierzig Kilometer von Peking entfernt. Ihm zufolge leben dort auf einer Fläche von 96 km2 vierzigtausend Menschen, aufgeteilt in 36 Dörfer, die von einem „Revolutionskomitee“ mit eiserner Disziplin regiert werden. Jede 10-köpfige Familie hat Anspruch auf nur zwei Hektar und verdient 242 Franken im Jahr. Kinderreiche Familien werden bestraft: Nach dem vierten Kind verliert die Frau das Recht auf Arbeit. Eine Familie kann die Gemeinde niemals verlassen.

Ohne zu zögern nenne ich das alles hasserfüllt und berüchtigt. Ich bin dagegen.

Diese grundsätzlich negative Einstellung von mir ist jedoch gleichzeitig und im gleichen Maße grundsätzlich positiv. Denn indem ich diesen bedrohlichen Zustand zum Ausdruck bringe, leiste ich meinen Beitrag dazu, dass sich die Weltöffentlichkeit gegen den chinesischen Kommunismus auflehnt und die armen Chinesen von dieser Tyrannei befreit werden. Andererseits warne ich meine Leser vor der kommunistischen Gefahr und trage so dazu bei, dass mein Land vor dieser Geißel bewahrt wird. Wenn das alles nicht sehr positiv ist, heißt es doch, dass Worte keinen Wert mehr haben...


Ich habe diese Woche in einer Morgenzeitung in São Paulo gelesen, dass eine große Anzahl West-Berliner den Eisernen Vorhang überqueren durften, um das neue Jahr mit ihren Verwandten in Ost-Berlin zu feiern, denen sie beträchtliche Geschenke überbrachten. Zur gleichen Zeit wurde ein armer Mann aus Ostberlin, der dem Eisernen Vorhang in den Westen entkommen wollte, von kommunistischen Wachen verhaftet und geschlagen.

Es scheint mir, dass die Episode Aspekte von Heuchelei und Barbarei vereint. Heuchelei aufgrund des Widerspruchs zwischen der Gutmütigkeit, die die kommunistischen Behörden in Berlin vortäuschen, wenn sie mit Geschenken beladene Besucher empfangen, und der eisernen Unnachgiebigkeit, mit der sie jeder armen Seele die Flucht in die alliierte, wohlhabende und freie Zone verbieten. Barbarei aufgrund der Härte, mit der der Übertreter bestraft wird. Also, ich bin dagegen. Und – noch einmal – ich bekräftige den äußerst positiven Charakter dieser Einstellung.

Negativ, unheimlich negativ wäre es, darüber mit den Schultern zu zucken und es schweigend zu ignorieren, unter dem Vorwand, dass man gegen nichts sein sollte!

Natürlich sind die einzigen Menschen, die von einem solchen Schweigen profitieren, die Kommunisten. Nun, der Grundsatz, dass man gegen nichts sein sollte, dient dazu, ihnen die Freiheit zu geben, ungestraft alles zu tun, was sie wollen.

Ich frage mich also, ob die Befürworter dieses albernen Prinzips nicht im Grunde nützliche Idioten des Kommunismus sind.

Für mich scheint es so. „Der Dumme ist das Reitpferd des Teufels“, lehrt ein altes Sprichwort.

 

 

Aus dem Portugiesischen „Bobo é cavalo do demônio“ in “O Jornal“ - Rio de Janeiro – 5. Januar 1973

“Der Dumme ist das Reitpferd des Teufels” erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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Die Taktik der Unterwanderung

 

Nova et Vetera
Legionário, 9. Juli 1944, N. 622, Seite. 5

Heute schließen wir die in unserer letzten Ausgabe begonnene Transkription der „Anweisung“ ab, die die „Hohe Loge“ zu Beginn des letzten Jahrhunderts dem Oberhaupt der Geheimmächte in Rom übermittelte und aus der wir die aktuelle Tendenz der Freimaurerei ableiten können, nämlich die Kirche zu unterwandern und den Katholizismus von innen heraus zu korrumpieren.

Wir sind bestrebt, den Text dieses Dokuments, wie er 1875 von „Civiltà Cattolica“ veröffentlicht wurde, getreu wiederzugeben, ohne die sakrilegische und beleidigende Sprache wegzulassen, mit der darin die Heilige Kirche und die souveränen Päpste erwähnt werden.

Man wird sagen, dass wir Zeit mit alten Dingen verschwenden. Es wird nicht das erste Mal sein, dass dieser Vorwurf erhoben wird. Noch vor kurzem gab es Stimmen, die sagten, dass die „modernen Irrtümer“, auf die D. Benoit im letzten Jahrhundert hingewiesen hat, nicht auf unsere Zeit zutreffen, das heißt, sie wären keine Irrtümer mehr … und auch nicht modern wegen der Komplikationen des 20. Jahrhunderts!

Lassen Sie uns jedoch in Bezug auf diese „Anweisung“ von der Hohen Loge unter anderem nur zwei Bewegungen hervorheben, die in unserem Jahrhundert innerhalb der Kirche entstanden sind und die Existenz dieser Verschwörung beweisen, die dazu bestimmt ist, das Programm der geheimen Kräfte innerhalb der Kirche zum Erfolg zu führen.

Eine davon war die Bewegung des „Sillon“, die vom Heiligen Vater Pius X. verurteilt wurde, die versuchte die Kirche mit den revolutionären und egalitären Prinzipien der Französischen Revolution in Einklang zu bringen, indem sie die „Katholiken entzweite und die Jugend und selbst Priester und Seminaristen der einfachen katholischen Tätigkeit herausriss“.

„Wir kennen nur zu gut die düsteren Werkstätten, in denen diese tödlichen Lehren ausgearbeitet werden, von denen klarsichtige Geister sich nicht verführen lassen sollten“, sagt Pius X. Und er wirft den Anführern des Sillon vor, sich nicht davor zurückschreckten „gotteslästerliche Vergleiche zwischen dem Evangelium und der (Französischen) Revolution“ herzustellen.

Der zweite Satz erhielt den Oberbegriff „Modernismus“ und war Gegenstand der Enzyklika „Pascendi“, die Fehler und Tendenzen verurteilt, die in bestimmten katholischen Kreisen auch heute noch vorherrschen.

Indem er nun die Bosheit und die geschickten Taktiken dieser Modernisten aufzeigt, erinnert uns Pius X. an diese „Anweisung“, wenn sie die „Unterwanderung“ katholischer Kreise durch die beauftragen Sektierer dieser Aufgabe der Aufweichung empfiehlt

Der Papst verweist auf die affektierte Haltung von „Unterwerfung und Respekt“, auf das „Verdrehen von Worten entsprechend ihren Gefühlen“ und auf die „wirklich sehr heimtückische Taktik, ihre Lehren niemals methodisch und als Ganzes darzulegen, sondern sie vielmehr in irgendeiner Weise zu fragmentieren und sie hier und dort zu säen, was dazu führen kann, dass sie schwankend und unentschlossen erscheinen, obwohl ihre Ideen im Gegenteil vollkommen fest und konsistent sind.“ Es sind Ausdrücke, die den verschwörerischen Aspekt der modernistischen Bewegung hervorheben.

Schließlich müsste man in einer Zeit, in der der Kampf gegen die Kirche an allen Fronten geführt wird, die bekannte Scharfsinnigkeit der Diener der Ungerechtigkeit in Frage stellen, wenn sie die sehr wichtige innere Front vernachlässigen und das Erbe ihrer „Mitbrüder“ aus dem letzten Jahrhundert außer acht lassen würden.

Lassen Sie uns nun den Text der berühmten „Anweisung“ übertragen:

„Das Papsttum ist seit tausendsiebenhundert Jahren fester Bestandteil der Geschichte Italiens. Ohne die Erlaubnis des Obersten Hirten kann Italien weder atmen noch sich bewegen. Mit ihm hat sie die hundert Arme des Briareo; ohne ihn ist es zu beklagenswerter Ohnmacht, zu Spaltungen, zu Hass und Feindseligkeit verurteilt, von der ersten Alpenkette bis zum letzten Ring der Apenninen. Wir können uns einen solchen Zustand nicht wünschen. Es wird notwendig, nach einer Lösung für diese Situation zu suchen. Die Abhilfe wird nun folgende sein: Der Papst, wer auch immer er sein mag, wird niemals zu den Geheimgesellschaften kommen; es liegt an den Geheimgesellschaften, den ersten Schritt in Richtung Kirche und des Papstes zu machen, mit dem Ziel, beide zu besiegen.

Die von uns vorzunehmende Arbeit ist nicht das Werk eines Tages, eines Monats oder eines Jahres. Es kann viele Jahre, sogar ein Jahrhundert dauern; aber in unseren Reihen stirbt der Soldat und der Krieg geht weiter. Wir beabsichtigen nicht, den Papst sofort für unsere Sache zu gewinnen oder ihn zum Neuling unserer Prinzipien oder zum Verbreiter unserer Ideen zu machen. Das wäre ein lächerlicher Traum. Und wenn das alles doch auf jeden Fall wünschenswert wäre, wenn es zufällig passieren würde, dass irgendein Kardinal oder Prälat, freiwillig oder aus heimtückischer Absicht, anfängt, an unseren Geheimnissen teilzuhaben, wäre das für uns kein Grund, seinen Aufstieg zum Petersstuhl zu wünschen. Dieser Aufstieg wäre eher unser Untergang, denn da er allein durch Ehrgeiz zum Abfall vom Glauben getrieben wurde, würde ihn das Bedürfnis nach Macht zwangsläufig dazu veranlassen, diesen Aufstieg zu opfern.

Was wir suchen und worauf wir warten müssen, so wie die Hebräer auf den Messias warteten, ist ein Papst, der unseren Bedürfnissen entspricht. Alexander VI. mit all seinen Lastern würde uns nicht passen, da er in religiösen Angelegenheiten keine Fehler machte. Ein Clemens XIV. (es war der Papst, der die Jesuiten schloss, A.d.R.) wäre jedoch unser Mann. Papst Borgia war ein Wüstling, ein wahrer Lüstener des 18. Jahrhunderts, ein Verirrter des 15. Jahrhundert. Doch trotz seiner Laster hielt er sich aufgrund der Energie, mit der er die Kirche verteidigte, von allen bösartigen und ungläubigen Philosophen fern. Papst Ganganelli (Klemens XIV.) im Gegenteil warf sich mit gefesselten Händen und Füßen in die Arme der Minister des Hauses von Bourbon, die ihm Angst einflößen, und der Ungläubigen, die seine Toleranz lobten, und deshalb ein großer Papst wurde. Wir brauchen einen Papst wie diesen, wenn es noch möglich wäre. Nur so werden wir sicherer zum Angriff der Kirche marschieren als mit den Flugblättern unserer Brüder in Frankreich und England. Und möchten Sie wissen, warum? Denn allein damit, um den Fels aufzulösen, auf dem Gott seine Kirche erbaut hat, brauchen wir weder Hannibals Säure, noch das Schießpulver von Kanonen, noch nicht einmal unsere Waffen, da wir den Finger des Nachfolgers Petri in die Verschwörung verwickelt haben; und dieser Finger wird für diesen Kreuzzug alle Urbane II. und alle heiligen Bernharde der Christenheit wert sein. Wir haben keinen Zweifel, dieses höchste Ziel unserer Bemühungen zu erreichen.

Aber wann und wie? Diese Unbekannte steht noch nicht fest. Was aber trotzdem, so wie aus dem skizzierten Entwurf nichts entfernt werden, sondern vielmehr alles mitwirken soll, als ob der Erfolg morgen das eben skizzierte Werk krönen sollte, wünschen wir in dieser Anleitung, das was darin steht, geheim gehalten werden muss für einfache Eingeweihte, den Vorsitzenden der Hohen Logen einige Ratschläge geben, die sie den Brüdern in Form einer Lehre oder eines Memorandums vermitteln sollen. Es ist äußerst wichtig, nicht den Eindruck zu erwecken, dass diese Ratschläge aus der Hohen Loge stammen. Die Geistlichkeit ist hiermit zu sehr verwickelt: es ist nicht erlaubt, unter diesen Umständen, mit ihr zu spielen, wie wir es mit jenen Herrschern und Potentaten tun, die wir mit einem einfachen Hauch stürzen.

* * *

Von alten Kardinälen und Prälaten mit entschlossenem Charakter ist wenig zu erwarten. Es ist notwendig, diese Unverbesserlichen der Consalvi-Schule beiseite zu lassen und stattdessen in unserem Vorrat an Popularität und Unpopularität nach den Waffen zu suchen, die die Macht in ihren Händen nutzen oder lächerlich machen. Ein gut erfundenes Wort, das sich geschickt in bestimmten christlichen Familien verbreitet (zum Beispiel: ein solcher Kardinal ist geizig; ein solcher Prälat ist zügellos; ein solcher Beamter ist liberal, untreu, ein Freimaurer und ein Intrigant), dieses Wort findet plötzlich seinen Weg in den Cafés, vom Café zum öffentlichen Platz; ein Wort kann in wenigen Runden einen Menschen töten.

Wenn ein Prälat aus Rom in die Provinz kommt, um ein öffentliches Amt zu bekleiden, ist es notwendig, unverzüglich sich über seinen Charakter, seine Präzedenzfälle, seine Qualitäten, seine Mängel – insbesondere seine Mängel – zu informieren. Ist er unser Feind? Ein Albani, ein Pallota, ein Bernetti, ein Della Genga, ein Rivarola? Fangt ihn sofort in allen Netzen ein, die ihr könnt. Macht ihm einen Ruf, der junge Männer und Frauen abschreckt; stellt ihn als grausam und blutrünstig dar; Erzählt über ihn jede grausame Tat, die sich leicht in den Köpfen der Menschen einprägt. Wenn ausländische Zeitungen diese Fakten von uns aufnehmen, sie retuschieren und nach ihren Wünschen einfärben, um ihnen den Anschein von Wahrheit zu verleihen, zeigt, oder noch besser, lasst jedem Idioten die Nummer der Zeitung zeigen, in der diesen Charakteren zugeschriebenen Namen und Fakten erwähnt werden. Wie in England und in Frankreich wird es auch in Italien nicht mehr an Menschen mangeln, die wissen, wie man für den guten Zweck nützliche Unwahrheiten verbreitet. Mit einer Zeitung in der Hand, in der die Namen von Monsignore Polizeikommissar und Seiner Exzellenz des Herrn Richters abgedruckt sind, braucht das Volk keine weiteren Beweise.

Deshalb zerschmettert den Feind, wer auch immer er sein mag; wenn er mächtig ist, durch Verleumdung und übler Nachrede. Aber vor allem vernichtet ihn, wenn er noch im Ei ist. In der Tat ist es notwendig, sich um die Jugend zu kümmern; es ist notwendig, die jungen Menschen zu verführen; es ist notwendig, dass wir die Jugend, ohne dass sie es merkt, unter dem Banner von Geheimgesellschaften heranführen.

Um mit kurzem, aber festem Schritt auf diesem gefährlichen Weg voranzukommen, sind zwei Dinge unbedingt notwendig: Ihr müsst die Haltung von jemandem annehmen, der einfältig wie die Taube ist; aber gleichzeitig umsichtig wie die Schlange. Eure Eltern, eure Kinder, eure eigenen Frauen dürfen von dem Geheimnis, das ihr in eurer Brust trägt, nichts wissen. Und wenn ihr wollt, um die prüfenden Augen derer, die euch beobachten, besser zu täuschen, öfters beichten möchtet, seid ihr berechtigt, aber auch gegenüber dem Beichtvater über diese Angelegenheit absolutestes Stillschweigen zu wahren. Da ihr wisst, dass die kleinste Offenbarung, der kleinste Hinweis, der im Bußsakrament oder anderswo entgangen ist, zu großem Unglück führen kann; und dass der freiwillige oder unfreiwillige Offenbarer damit sein Todesurteil unterschreibt.

Um nun einen Papst zu schaffen, der unserem Herzen entspricht, geht es zunächst darum, für diesen zukünftigen Papst eine Generation zu schaffen, die des Reiches, das wir uns wünschen, würdig ist. Es ist notwendig, alte und reife Männer beiseite zu lassen. Gehet im Gegenteil direkt zur Jugend und wenn möglich auch zu den Kindern. Sprecht mit jungen Menschen nicht über obszöne oder gottferne Dinge. Maxima debetur puero reverentia (Dem Kind gebührt größter Respekt – Juvenal, Satiren, XIV, 47). Vergesset niemals diese Worte des Dichters, denn sie dienen als Schutz gegen Zügellosigkeit, von der man im Interesse der Sache Abstand nehmen muss. Damit unsere Sache gedeiht und in den Familien Früchte trägt, damit Sie das Recht auf Asyl und die Staatsbürgerschaft im häuslichen Umfeld haben, müsst ihr den Anschein eines ernsthaften und moralischen Mannes erwecken. Wenn ihr euch in Schulen, Gymnasien, Universitäten und Seminaren einen Namen gemacht habt, wenn ihr das Vertrauen von Lehrern und Jugendlichen gewonnen habt, sorget dafür, dass vor allem diejenigen, die in die kirchliche Miliz eintreten, euer Gespräch suchen. Nähret ihre Herzen mit der alten Pracht des päpstlichen Roms. Im Herzen eines jeden Italieners steckt immer der Wunsch nach der republikanischen Form. Verwirrt mit Geschick diese beiden Ideen: erregt, beschwichtigt diese sehr brennbaren Naturen mit der Idee des patriotischen Stolzes. Beginnt damit, ihnen, aber immer im Verborgenen, unschuldige Bücher anzubieten, brennende Poesie mit nationalem Schwerpunkt; nach und nach werdet ihr eure Jünger zum gewünschten Grad der Gärung führen. Wenn diese tägliche Arbeit in allen Teilen des Kirchenstaates unsere Idee wie das Licht verbreitet hat, dann werdet ihr erkennen, wie klug der Rat war, den wir jetzt ergriffen haben.

Wir glauben, dass die Ereignisse innerhalb weniger Monate zwangsläufig zu einer bewaffneten Intervention Österreichs führen werden. Es gibt Unvernünftige, die Spaß daran haben, andere mit Freuden in Gefahr zu bringen; allerdings stürzen diese Vernunftlosen zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst die Weisen. Die Revolution, die in Italien vorbereitet wird, wird nichts als Unglück und Verbote hervorbringen. Nichts ist reif: weder Menschen noch Dinge, und noch lange wird nichts reif sein. Aber mit diesen künftigen Unglücksfällen und Verboten wird es euch leicht gelingen, eine neue Saite in den Herzen der jungen Geistlichen zum Schwingen zu bringen. Diese Saite wird der Hass auf den Ausländer sein. Macht den Deutschen schon vor seinem geplanten Eingreifen lächerlich und hasserfüllt. Mit der Idee der päpstlichen Vorherrschaft vermischt sich immer auch die Erinnerung an den Krieg zwischen dem Priestertum und dem Reich. Erweckt die kaum gelähmten Leidenschaften der Welfen und Ghibellinen. Und so werdet ihr euch nach und nach mit geringem Aufwand den Ruf eines guten Katholiken und eines guten Patrioten erarbeiten.

Dieser Ruf als guter Katholik und guter Patriot wird die Herzen der jungen Geistlichen und der Klöster selbst für unsere Lehren öffnen. Innerhalb weniger Jahre wird dieser junge Klerus durch den Lauf der Dinge alle Ämter erobert haben. Er wird regieren, verwalten, richten, den Rat von Sivrarim bilden und wird aufgefordert, den zukünftigen Papst zu wählen. Dieser Papst wird, wie die meisten seiner Zeitgenossen, zwangsläufig mehr oder weniger von den italienischen und humanitären Prinzipien geprägt sein, die wir jetzt in Umlauf zu bringen beginnen. Es ist ein kleines Senfkorn, das wir der Erde anvertrauen, aber die Sonne der Gerechtigkeit wird es zu seiner höchsten Kraft entwickeln; und eines Tages werdet ihr sehen, dass aus diesem kleinen Samenkorn eine reiche Ernte hervorgehen wird.

Auf dem Weg, den wir für unsere Brüder abgesteckt haben, müssen große Hindernisse und Schwierigkeiten verschiedener Art überwunden werden. Wir werden auf Kosten unserer Erfahrung und unseres Scharfsinns siegen. Das Fernziel ist so schön, dass man alle Segel dem Wind öffnen muss, um es zu erreichen. Möchtet ihr Italien revolutionieren? Suchet nach dem Papst, von dem wir das Porträt gezeichnet haben. Möchtet ihr das Königreich der Auserwählten auf dem Thron der Hure von Babylon errichten? Gebt, dass der Klerus unter eurer Flagge wandelt, im Glauben, dass er unter der Flagge des Heiligen Stuhls wandelt. Wollt ihr die letzten Überreste von Tyrannen und Unterdrückern verschwinden lassen? Werfet euer Netz aus wie Simon Barjona, werfet es auf den Grund der Sakristeien aus, der Seminare und Klöster, als wäre es der Grund des Meeres; und wenn ihr nicht übereilig seid, versprechen wir euch einen Fang, der noch wunderbarer sein wird als der des hl. Petrus. Der Fischefischer ist zum Menschenfischer geworden – Ihr werdet zu Füßen des Apostolischen Stuhls nach Freunden fischen. Damit habt ihr eine Revolution mit Tiara und Mantel vollbracht, der das Kreuz und die Standarte vorangehen: eine Revolution, die nicht mehr als ein wenig Hilfe braucht, um die ganze Welt in Brand zu setzen.

Jeder Akt unseres Lebens ziele daher auf die Entdeckung dieses Steins der Weisen ab. Die Alchemisten des Mittelalters verschwendeten Zeit und Geld, um diesen Traum zu verwirklichen. Der Traum von Geheimgesellschaften wird aus dem ganz einfachen Grund wahr werden, da er auf menschlichen Leidenschaften basiert. Lassen wir uns daher nicht entmutigen, weder durch Enttäuschung, noch durch Misserfolg, noch durch Niederlage: bereiten wir unsere Armee in der Stille der Logen vor, entfachen wir in allem die Leidenschaften, die Schlimmsten wie die Großzügigsten, und in allem lasst uns glauben, dass dieser Plan eines Tages Wirklichkeit werden wird, weit über unsere kühnsten Hoffnungen hinaus.“

 

 

Aus dem Portugiesischen “A tática da infiltração”, in Legionário, Nova et Vetrea vom 9. Juli 1944.

Diese deutsche Fassung „Die Taktik der Unterwanderung“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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Montag, 8. April 2024

Carbonari von gestern und heute

 Nova et Vetera

Legionário, 2. Juli 1944, Nr. 621


In dieser Woche veröffentlichte die Tagespresse ein an Diários Associados [Vereinigte Tageszeitungen]gerichtetes Telegramm von Anhängern einer Freimaurerloge im Landesinneren, in dem sie Herrn Chateaubriand [Direktor der VT] dankten für das Lob dieses bekannten Journalisten an die „altruistische“ Institution, die durch ihre Initiativen im Wohltätigkeitsbereich so viel getan hat, um das Leid der Menschheit zu lindern usw. usw.

Es scheint unglaublich, dass zum jetzigen Zeitpunkt es immer noch diejenigen gibt, die versuchen, diesen schäbigen Betrug über den „wohltätigkeits-“ Aspekt der Freimaurerei zu nutzen. Ein Schwindel, der zugleich mit einem anderen läuft, der in letzter Zeit unter uns gebraucht wird und der vielleicht diesen „Mut“ erklärt: - Nämlich die „Fassaden-Logen“ zu demoralisieren, vorstädtische „Großmeister“ vorzustellen, die dumme Aussagen in den Zeitungen machen oder sich in Polemiken und rechtliche Schritte gegeneinander einlassen.

All dies ist jedoch nichts weiter als ein bloßes Mittel, um die öffentliche Aufmerksamkeit nicht nur vom wahren Zweck der Freimaurerei, sondern auch von ihren gefährlichsten Führern und Anhängern abzulenken.

Eine andere von geheimen Mächten verbreitete Legende besagt, dass die Freimaurerei hinter dem Kommunismus steckt und diesen hinter den Kulissen leitet. Er hätte keine schlimmeren Gegner als den Faschismus, den Nationalsozialismus und andere rechte Bewegungen. In dieser Hinsicht hat LEGIONARIO mehr als einmal versucht, seine Leser aufzuklären, indem wir Dokumente veröffentlichten, die die Mitwirkung der Freimaurerei an Mussolinis Marsch auf Rom und zum Aufkommen des Nationalsozialismus belegen. Auf diese Weise lenken die Freimaurer nicht nur den Kommunismus, sondern auch die „Reaktion“ selbst, und besonders um die Unvorsichtigen auf einen anderen Weg zum selben Kommunismus zu führen.

Heute übertragen wir ein weiteres Dokument. Es ist eine „Anweisung“, die der Chef der Geheimkräfte in Rom zu Beginn des letzten Jahrhunderts erhielt. Dieser Führer, „Núbio“, der als Katholik ausgegeben wurde, genoss in kirchlichen Kreisen Ansehen und hatte die Aufgabe, den Katholizismus am eigentlichen Sitz des Christentums zu untergraben. Zu diesem intelligenten Vorläufer der fünften Kolonne werden wir zu gegebener Zeit interessante Informationen liefern.


Hier geben wir nun den Text dieser „Instruktion“ der Hohen Loge wieder, gefolgt von einigen Kommentaren aus der maßgeblichen Zeitschrift „Civiltà Católica“, aus deren Band von 1875 wir diese Dokumentation entnehmen, die auch heute noch von brennender Aktualität ist:

* * *

„Unter all den Briefen aus dem römischen Freimaurerarchiv, die von Núbio oder einem anderen seiner konvertierten Kollegen in die Hände der Klerikalen gefallen sind oder, wenn es besser scheint, fallen gelassen wurden, ist ohne Zweifel das wichtigste, weil lehrreichstes Schreiben vom Jahr 1818, das unter dem Titel „Dauerhafte Unterweisung“, d.h. Kodex und praktischer Leitfaden für die Vertreter der Hohen Freimaurerei, geschrieben ohne den Schleier von Symbolen, klipp und klar nicht nur den wahren Umfang der Freimaurerei, sondern auch die praktischen Mittel zu Verwirklichung ihrer Pläne, besonders in Rom, aufzeigt. Nach den Regeln und Statuten der Freimaurerei sollten diese Dinge nicht zu Papier gebracht werden. Sie sollten höchstens in einer beliebigen verschlüsselten Sprache geschrieben werden, die für uns profane Menschen nicht zu entziffern wäre. Aber der Teufel hat, wie im Rest, auch hier die großen Fische der Freimaurerei geblendet: – die, obwohl sie ihren freimaurerischen Untertanen im Großen Orient die Geheimhaltung und unter Androhung von Hochverrat das Verbot des Schreibens, Aufzeichnens, Skizzierens auferlegen, alles tun, was die Geheimnisse der Freimaurer betrifft, um die Gefahr zu vermeiden, dass diese Schriften in profane Hände geraten; sie selbst haben diese Dauerhafte Unterweisung in einer sehr klaren Sprache verfasst, aufgezeichnet und skizziert, die sie im Interesse der gemeinsamen Ehre der Freimaurerei und der Freimaurer mit größter Geheimhaltung schützen müssten. Von dieser permanenten Instruktion, die in jeder Hinsicht äußerst merkwürdig war und in den Händen des Geistlichen nicht interessanter hätte sein können, wurde, wie gesagt, dem Núbio im Jahr 1824 eine authentische Kopie übergeben, als er gerade dazu ernannt worden war, sich in Rom niederzulassen, um sich mit seiner Durchführung zu befassen: - und er spielte auf diese Anweisung an, als er an Herrn Volpe in Forli schrieb: „Wir sind verantwortlich für die Durchführung der unmoralischen Erziehung der Kirche.“ In diesen Worten ist, wie wir sehen werden, der gesamte gegenwärtige Zweck der Freimaurerei und das gesamte Wesen der Unterweisung zusammengefasst.

* * *

Diese geheimen Anweisungen, die in der Absicht ihrer Autoren nur sehr wenigen ausgewählten Freimaurern und, wie sie sagen, hochrangigen Fischen bekannt gegeben werden sollen, neben denen die Großmeister des Großorients nichts weiter als echte Gören waren und sind; diese Anweisungen oder Verhaltensregeln wurden, wie gesagt, im Jahr 1818 geschrieben; - also nicht mehr als drei Jahre nach der sogenannten Restauration von 1815. Diese war das Werk von Italienern; und unter anderen höchstwahrscheinlich auch von jenem Felipe Buonarroti, der in Nubios Korrespondenz erwähnt wird: - alle die im 18. Jahrhundert geborenen alten Freimaurer, die der Französischen Revolution vorausgegangen waren, sie gemacht haben, durchgelaufen sind und sogar begraben haben mit all ihren italienisch-französischen großen und kleinen Republiken: die das eigene schon zum großen Teil von Napoleon I. bereits weitgehend begrabene oder zumindest modifizierte Werk überlebten, und die 1815 sich in einer neuen Welt wiederfanden, die sich fast noch bartlos und schwankend in den Händen neuer Führer befanden, nachdem sie sich eine Weile ein wenig schweigend verhielten, wie betäubt mit so vielen Veränderungen, wieder zu Atem und Mut kamen und den unterbrochenen Faden wieder aufnahmen. Sie haben beschlossen, den Rest ihres Lebens damit zu verbringen, das Bild von 1789 und 1793 wiederherzustellen, wenn es ihnen gegeben würde. Eine Biographie des Felipe Buonarroti erscheint im 8. Band von Castros „Geheime Welt“: - woraus geschlossen wird, dass er es war, der zu denjenigen gehörte, die besser als viele andere das Gebot des Nubio des geheimen Arbeitens praktizierte, gemäß dem Rat: „Ama nesciri et pro nihilo computare“ (Ziehe es vor, unbekannt zu sein und für nichts gehalten zu werden). Buonarroti wurde er 1761 in Pisa geboren, war ein Freund von Robespierre, ein Feind Napoleons, gegen den er sich immer verschwor, in Paris ein Verbindungsmann der beiden italienischen und französischen Carbonari und einer der Hauptführer der Meuterei von 1821 war, schließlich 1830 Leiter der Carbonari mit Voyer d'Argenson und Carlo Teste, Gründer 1831 jener Sekte der „Apofesimeni“ war, auf die wir uns in der Geschichte des Targhini-Prozesses bezogen haben (über deren Mitglieder, 1833 von Napoleon Masiva in Bologna geleitet, gibt es einen Prozess mit dem Titel „Neue Geheimgesellschaft von Bologna“ aus dem Jahr 1835: - in dem der junge José Petroni erwähnt wird, später ein berühmter Anhänger Mazzinis und stellvertretender Großmeister der römischen Freimaurerei der Via della Valle), der kurz darauf starb; da er immer nicht nur verschwörte, sondern die Verschwörer auch befehligt hatte, wird Buonarroti von den meisten Freimaurern immer noch ignoriert. Dass er jedoch zu den gefährlichsten Freimaurern gehörte, zu den schlechtesten, wird erst daraus deutlich, dass Mazzini in seinen Memoiren auf Seite 83 sagt, dass der von diesem Buonarroti gegründeten Sekte der „Apofesimeni“ „ein vorherrschendes moralisches Prinzip fehlte“. Was für diejenigen, die die Moral Mazzinis kennen, ein ausreichendes Argument ist, um zu zeigen, was die Moral Buonarrotis sein sollte.

Diese war jedoch nichts anderes als die Moral der Urheber der Französischen Revolution, die von Napoleon I. zerstört wurden, sich 1851 erneut mit neuen Rekruten zusammengetan hatten, um das Werk wieder aufzunehmen. Das bleibt gesagt, um die Bedeutung dieses geheimen und merkwürdigen Instruktionsdokuments verständlich zu machen, das den gesamten Zweck und die Mittel der Freimaurerei sowohl der vor der Französischen Revolution und ihrer Zeit als auch der wiederbelebten nach der Restauration und die derzeit mit denselben Mitteln in die gleiche Richtung strebt, was jedem klar werden wird, der dasselbe Dokument aufmerksam liest. Nachdem diese alten Verschwörer des 18. Jahrhunderts also 1815 sozusagen den Faden wieder aufgegriffen und überlegt hatten, was sie tun könnten, um die sektiererische Arbeit wieder aufzunehmen, verfassten sie 1818 diese Ständige Anweisung, ein Kodex und Leitfaden für die höchsten Eingeweihten und aus diesem Grund ausgewählt, die sektiererische Freimaurerbewegung, insbesondere in Italien, zu leiten und zu befehligen. In der Anweisung heißt es:

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„Nachdem wir uns als ein Aktionskörper konstituiert haben und die Ordnung sowohl in den entlegensten Logen als auch in denen, die dem Zentrum am nächsten liegen, wieder zu herrschen beginnt, ist es notwendig, sich um einen Gedanken zu kümmern, der Menschen, die nach universaler Regeneration streben, schon immer sehr beschäftigt hat. Und dieser Gedanke ist der der Befreiung Italiens, aus dem später die Befreiung der gesamten Welt, die Brüderliche Republik und die Harmonie der Menschheit hervorgehen müssen. Dieser Gedanke wurde von unseren Brüdern in Frankreich noch nicht verstanden. Sie glauben, dass das revolutionäre Italien nur im Verborgenen verschwören kann, die einige Dolchstöße an Handlangern und Verrätern verteilen können und dennoch gelassen das Joch der vollendeten Tatsachen von jenseits der Alpen ertragen kann, von Italien, aber ohne Italien. Dieser Fehler war oft fatal. Er sollte nicht mit Worten bekämpft werden, was bedeuten würde, ihn noch weiter zu verbreiten; er muss anhand von Fakten vernichtet werden. Und so gibt es unter den Maßnahmen, die das Privileg haben, die lebhaftesten Geister in unseren Logen zu wecken, eine, die wir nicht vergessen dürfen.

Das Papsttum hatte schon immer einen entscheidenden Einfluss auf die Geschicke Italiens. Mit dem Arm, mit der Stimme, mit der Feder, mit den Herzen seiner unzähligen Bischöfe, Brüder, Mönche und Gläubigen aus allen Gesellschaftsschichten findet das Papsttum überall Menschen, die bereit sind, sich zu opfern, zum Märtyrertum, zur Begeisterung. Wo immer es will, hat es Freunde, die für ihn sterben, und andere, die aus Liebe zu ihm auf alles verzichten. Es handelt sich um einen gewaltigen Hebel, dessen volle Macht einige Päpste insbesondere erkannt haben. Und trotzdem haben sie es nur teilweise genutzt. Es geht nicht darum, diese vorübergehend geschwächte Macht für unseren Dienst wiederherzustellen: – Unser Endziel ist das von Voltaire und der Französischen Revolution: – das heißt die völlige Vernichtung des Katholizismus und der christlichen Idee selbst: – die, wenn sie bestehen bleibt auf den Ruinen Roms, später ausreichen wird, um jenen wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Aber um dieses Ziel sicherer zu erreichen und uns auf Fehler vorzubereiten, die sich auf unbestimmte Zeit hinziehen oder den guten Erfolg der Sache gefährden könnten, dürfen wir nicht auf diese eitlen Franzosen, diese nebulösen Deutschen, diese melancholischen Engländer hören, die glauben, sie könnten den Katholizismus töten manchmal mit einem obszönen Lied, manchmal mit einer Sophistik, manchmal mit einem trivialen Sarkasmus, der wie englische Wolle eingeschmuggelt wird. Der Katholizismus hat eine Vitalität, die sich all dem widersetzt. Er hat unerbittlichere und schrecklichere Gegner gesehen; und er hatte oft den schlechten Geschmack, die erbittertsten dieser Feinde mit seinem Weihwasser zu segnen. Lassen wir deshalb unsere Brüder in diesen Ländern in ihrem unmäßigen antikatholischen Eifer ertrinken; - Lasst uns zulassen, dass sie sich über unsere Madonnen und unsere scheinbare Frömmigkeit lustig machen. Mit diesem Pass (der Heuchelei) werden wir in der Lage sein, bequem zu verschwören und nach und nach unser Ziel zu erreichen.“

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Also, kommentiert „Civiltà Cattolica“, wenn es von sich aus klar ist, sei es uns erlaubt, kurz darauf hinzuweisen, mit welcher Einfachheit und selbst wenn es etwas selbstverständliches, offensichtlich schlüssiges wäre und was von vornherein nicht diskutiert wird, dass das einzige Ziel der Freimaurerei und der universellen Erneuerung, das von Voltaire und der Französischen Revolution erscheint: – das heißt die völlige Vernichtung des Katholizismus und der christlichen Idee selbst; und dass, um dieses Ziel zu erreichen, alle Mittel gut sind, weil nützlich; nicht ausgeschlossen sind die falsche Frömmigkeit und die Vergiftung. Fast nebenbei wird in der Einführung auch die Befreiung Italiens, die brüderliche Republik und die Harmonie der Menschheit erwähnt: - Aber nach diesem Wink gibt es in der gesamten langen Unterweisung dazu kein Hinweis mehr, außer auf die Vernichtung des Katholizismus und die praktischen Mittel, um sie zu erreichen. Unter diesen Mitteln, erscheint plötzlich als das wichtigste zur Erwägung der Führer der Freimaurer die Vernichtung des Papsttums. Daher erscheint es angebracht, wie Mäuse am Konzil teilzunehmen: – wofür es zweifellos notwendig war, sich der Katze zu entledigen. Aber die Schwierigkeit bestand darin, hierfür ein gutes Mittel zu finden. Der klügste Mensch schlug die Lösung des Halsglöckchens vor. Hören wir uns also diese Freimaurerglöckchen an: Doch nicht ohne einen Moment zu bedenken, dass von 1818, als dieser Schlachtplan aufgestellt wurde, bis 1875, in dem wir die christliche Idee und den Katholizismus geschrieben haben, nicht nur nichts verloren, sondern auch viel gewonnen hatte; - Da die Freimaurer gegen das Papsttum nichts weiteres erreicht haben, als es viel glorreicher zu machen, zu demonstrieren, wie göttlich es ist, und es so viel kompakter, mächtiger und einflussreicher zu machen, als die Vorsehung es ihnen erlaubte, es für einen Moment sogar fast in die Luft zu erheben, wie beim heiligen Haus von Loreto, ist jedoch das Wunder seiner Errichtung auf dem unzerstörbaren Felsen Petri offensichtlich.

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Wir werden in unserer nächsten Ausgabe mit der Transkription dieser wichtigen „Anweisung“ fortfahren, die die aktuelle Tendenz der Freimaurerei beweist, die Kirche zu infiltrieren und den Katholizismus „innerlich“ zu korrumpieren, um ihr schändliches Programm besser zum Erfolg zu bringen.

 

 

Aus dem Portugiesischen „Carbonários de ontem e de hoje“ in Legionário vom 2. Juli 1944, Sparte “Nova et Vetera”.

Diese deutsche Fassung „Carbonari von gestern und heute“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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